Brexit - der Giftbecher

Quelle: Indy.100.independent vom 26.6.2016

Jetzt, da sich der Pulverdampf auf dem Schlachtfeld des EU-Referendums sich gelegt hat, erwarten 33 Millionen mit angehaltenem Atem, um zu sehen, was die Sieger machen werden, jetzt, da die Nation gesprochen hat und austreten will.

Politische Kommentatoren sagen eine dunkle Zukunft für das Vereinigte Königreich voraus.  Jeremy Corby hat, um einen Putsch abzuwenden, Hilary Benn gefeuert, und Boris Johnson könnte im November Premierminister werden.

David Camerons Entscheidung zurückzutreten, bevor er den Artikel 50 ausgelöst hat, der festlegt, wie ein Land die EU verlässt, haben möglicherweise größere Konsequenzen für die Hoffnungsträger der Konservativen, die den Posten des Premierministers im Visier haben, als das, wofür sie gefeilscht haben.

Während sich Panik breitmacht, hat hat ein Kommentator im Guardian interessante Theorien zu diesen Komplikationen.

Bildnachweis: bgr.com

"Die Menschen hoffen wirklich sehr, daß diese Theorie über Cameron und den Brexit wahr ist." - Ein Kommentar aus dem Guardian, der im Netz schon mehr als tausend Mal geteilt wurde.

"Wenn Boris Johnson gestern deprimert aussah, dann, weil ihm klar wurde, daß er verloren hat.

Vielleicht haben das viele Brexiter noch nicht begriffen, aber jetzt haben sie verloren, und das alles wegen eines Mannes: David Cameron.

Mit einem zerstörerischen Sturzfluggestern  um 9:15 hat Cameron faktisch das Ergebnis des Referendums anulliert und gleichzeitig die politischen Karrieren von Boris Johnson, Michael Gove (Justizminister und weiteres "Gesicht" der Brexiter.DS) zerstört, die ihn so viel Nerven gekostet haben, nicht zu reden von seinem Premierministeramt.

 

Wie das?

Während dieser Kampagne hat Cameron wiederholt gesagt, daß die Entscheidung für "leave" verzugslos zur Auslösung von Artikel 50 führen werde. Ob implizit oder ausdrücklich, das Bild war klar:

Er würde den Austritt unter Artikel 50 am Morgen nach dem Votum für "leave" erklären.

Ob das Angstmache war oder nicht ist momentan rein akademisch - inmitten seiner gestrigen nautischen Referenzen hat er still und heimlich diese Positon verlassen und seinem Nachfolger die Verantwortung dafür überlassen.

Als der Tag sich weiter hinzieht, sickerte das Enorme langsam in die Märkte ein. Das Pfund,, Schottland, die Grenze nach Irland, die Grenze nach Gibraltar, die Grenze in Calais, die Notwendigkeit, weiter mit den Regeln der EU übereinzustimmen, das Ausstellen von neuen Pässen, die Briten im Ausland, die EU-Bürger in Großbritannien, der Berg von Gesetzen, die zerrissen und neu geschrieben werden müssen. Die Liste wurde länger und länger.

Das Referendum ist nicht bindend, es ist beratend. Das Parlament ist dadurch nicht verpflichtet, in dieselbe Richtung zu marschieren. Über der Wahl in der Konservativen Partei die Cameron angestoßen hat, hängt drohend eine einzige Frage: wirst Du, wenn Du als Parteichef gewählt wirst, das Verfahren nach Artikel 50 einleiten?

Wer möchte die Verantwortung für all jede Auswirkungen und Konsequenzen auf seine/ihre Schultern laden?

 

Ein Giftbecher für Johnson

Das wusste Boris Johnson gestern auch, als er kleinlaut aus seinem Haus trat, und sogar noch kleinlauter war er bei seiner Pressekonferenz. Er war ausmanövriert und schachmatt gesetzt.

 

Wenn er sich um den Parteivorsitz bewirbt und .es nicht schafft,die Ankündigung wahr zu machen und Artikel 50 auszulösen, ist er am Ende. Wenn er sich nicht bewirbt und das Feld räumt, und so de facto das Feld räumt, ist er am Ende. Und wenn er gewinnt und das Vereinigte Königreich aus der EU zieht, ist alles vorbei. Schottland wird wegbrechen, es wird einen Aufstand in Irland geben, eine Rezession, gebrochene Handelsverträge. Dann ist er auch am Ende. Boris Johnson weiß all das. Wenn er jetzt den blöden Blonden spielt, ist es genau das: ein Spiel. Die Anführer der Brexit-Kampagne haben jetzt ein Ergebnis, mit dem sie nichts anfangen können.  Der Vorsitz der Konservatien Partei wurde für sie zum Giftbecher.

Wenn Boris Johnson jetzt sagt, es sei jetzt nicht nötig, den Artikel 50 auszulösen, dann meint er, daß es "niemals" nötig sei. Wenn Michael Gove wieder und wieder von "informellen Gesprächen" spricht - warum? - Warum nicht sofort formelle Gespräche? Auch er meint, daß man den formellen Austritt nicht einleiten muss. Beide wissen, daß das ein unumkehrbarer Schritt wäre, den keiner von beiden vorbereitet ist, zu gehen.

Alles, was jetzt bleibt, ist die Aufgabe für jemanden, der die Eier hat, aufzustehen und zu sagen, daß der Brexit nicht erreichbar ist, es sei denn mit enormem Schmerz und Zerstörung, die niemand tragen kann. Und David Cameron hat die Verpflichtung für dieses Statement auf die Schultern derer gelegt, die die Brexit-Kampagne angeführt haben.

Dieser Kommentar sei auf twitter aufgespießt und schon tausende Male geteilt.worden.  Wenn das alles wahr sei, sei das so etwas wie ein Abschiedsgeschenk.