Üble Erfahrungen mit Coca-Cola Zero Sugar

Auch, wenn man Allgemeinarzt mit fast 40-jähriger Berufserfahrung ist, schützt einen das nicht davor, selber Mist mit der eigenen Gesundheit zu bauen.  Weil ich denke, daß das - gerade im Sommer - auch für andere interessant ist, berichte ich über mein Mißgeschick, auch, wenn ich dabei nicht sehr schlau rüberkomme. Es handelt sich um Diät-Cola, genauer gesagt, Coca-Cola Zero Sugar, dem zur Zeit in Deutschland mittels Manuel Neuer ein sportliches Image verpasst werden soll. Diese fußballassoziierte Werbung wird sicherlich im Jahr der WM noch zunehmen. In anderen Ländern werden die Konsument*innen anders angesprochen.

Bildnachweis: Screenshot aus einer Kampagne mit polnischen Youtubern. Coca-Cola ist hip und sexy.

Eigentlich habe ich Cola immer selten bis fast nie getrunken. Jetzt versuche ich seit ein paar Monaten abzunehmen, 13 kg sind schon runter, gerade klemmt es etwas, aber das ist nicht das Thema. Eine ziemliche Kalorienfalle sind immer die Getränke, da kommt, auch bei Schorle, Mineralwasser und sonstigen Diätlimos einiges zusammen - und Süßstoff etc. ist auch nicht die Goldrandlösung. Bei einer empfohlenen Trinkmenge von 2-3 Litern am Tag, kann man das auch nicht alles durch Tee oder Kaffee bestreiten - und Kräutertee? Ich hasse Kräutertee...

Beim Einkaufen stach mir auf einmal Coca-Cola Zero in die Augen, und ich dachte mir, ja, das ist doch mal eine Abwechslung, so mit Eis und Zitrone. Zwei Literflaschen mitgenommen, die nächsten Tage jeweils einen Liter. Leggah, Aldah! Ich konnte garnicht mehr aufhören. War ja null Zucker. also noch mal vier Flaschen gekauft. und am nächsten Tag waren es schon 1,5 l. Das Zeug trank sich wie von selber...

Zum  medizinischen Hintergrund: ich muß mich, wegen Herzrhythmusstörungen und kaliumaustreibende Medikamente regelmässig meinen Blutkaliumwert kontrollieren lassen. Der Normalwert liegt für Männer und Frauen bei 3,6-5,6. Meine persönliche Rote Linie  liegt allerdings bei 4,1. Immer, wenn ich bislang die von oben überquert habe, stieg die Was es sonst zum Thema Kalium zu sagen gibt, steht hier, hier und hier. Mit einem Kaliummangel geht auch ein u.a. Magnesiummangel einher. Da braucht man sich nicht drüber zu wundern, daß es im Sport nicht so läuft...

Und dann bekam ich das erste Mal nach langer Zeit wieder nachts Herzrhthmusstörungen - meine Empfehlung für das smartphonebasierte Überwachungssystem von Cardiosecur werde ich ein anderes Mal ausführen. Mit meinem Smartphone kann ich zu jeder Zeit ein 12-Kanal-EKG schreiben, das dem kardiologischen Standard genügt. Blau, die "Referenz" ist die Ableitung unter Normalbedingungen.

Als ich das erste Mal  - seit längerer Zeit wieder - Herzrhytmusstörungen bekam, dachte ich zunächst, naja isso. Vielleicht ja auch die Schilddrüse, die z.Zt. ebenfalls etwas zickt, Notfallkombi - mit einem Anteil Kalium eingeschmissen, Anfall ging vorbei. Am Folgetag schon wieder:

Am nächsten Tag wieder:

Am nächsten Tag schon wieder. Wieder Notfallkombi. In der ist unter Anderem ein Betablocker. Betablocker hasse ich noch mehr als Kräutertee, sie sind aber in so einem Fall zwingend erforderlich, da sich das Reizleitungssystem quasi wie ein Computer aufgehängt hat und man das nur mit Betablockern bremsen kann. Bei allen drei Notfallaktionen sogar mehr Kalium als routinemäßig.

Und plötzlich fiel mir ein: könnte nicht die Cola...? Also bei Dr. Google eingegeben: Cola + Kalium - das Ergebnis will ich Euch nicht vorenthalten:

  1. Im der Medical Tribune stand schon 2013 die Empfehlung, daß man bei unklaren Herzrhythmusstörungen auch nach dem Cola-Genuss fragen solle.
  2. Im Ärzteblatt schon 2009.
  3. Die im Ärzteblatt zitierte Studie findet sich hier. Sie spricht erstmals davon, daß diese Effekte schon beim Genuss von zwei Litern pro Tag auftreten können. Wie schnell man da hin kommt, habe ich ja selber erlebt.

Bei meiner Ärztin wurde der Kalium-Wert kontrolliert: ich lag, obwohl ich schon reichlich Kalium genommen hatte, bei einem Wert von genau 4,1. - Exakt erst auf meiner Roten Linie und das, obwohl ich schon reichlich nachgeladen hatte.

Als verursachende Mechanismen werden angegeben:

  • Glukose,
  • Fruktose, die beide eine wassertreibende Wirkung haben. Mittlerweile oft durch "Isoglukose" aka Glukose/Fruktosesirup ersetzt werden. Hier wird chemisch der Fructoseanteil erhöht. Die schädlichen Wirkungen, die der Sirup sonst noch hat, sind in dem verlinkten Artikel beschrieben. Kurz: die schädlichen Wirkungen potenzieren sich. Da kommt was auf uns zu... Das geht zwar über das hier erörtete Thema hinaus, ist aber trotzdem spannend.
  • Als letztes: Koffein, der ebenfalls eine wassertreibende Wirkung hat.

Daß Cola Zero Sugar als Süßstoff Aspartam enthält, wird allgemein als weniger kritisch betrachtet - Aspartam hat aber andere, hier beschriebene, unerfreuliche Effekte: man nimmt durch eine Veränderung der Körperwahrnehmung und somit Veränderung es Eßverhaltens auf lange Sicht zu!

 

Im Wesentlichen wurde, wenn das in der Presse auftauchte, nur über allerextremsten Cola-Konsum berichtet, wie in diesem tragischen Fall einer neuseeländischen Mutter von acht Kindern, die jeden Tag 10 Liter, oder dieser Amerikanerin, die jeden Tag 8 Liter trank. In Coca-Cola Zero Sugar ist, wie in Cola light, zwar fast kein Zucker enthalten, aber am Koffein alleine kann so eine Wirkung, wie von mir erlebt, nicht liegen. Ich bin nämlich große Mengen von Kaffee und Tee gewöhnt. Wie oben schon erwähnt, spricht nur eine Studie davon, daß solche Effekte schon nach Genuss von 2l/Tag erreicht werden können. Wie schnell man, besonders an heißen Tagen, in diesen Bereich kommen kann, habe ich ja selber erlebt, und danach halte ich es für möglich, daß man auch sehr schnell eine Sucht entwickeln kann. Und was sagt uns Coca-Cola dazu?

Übersetzt: unsere Brause ist okay, bloß die Konsument*innen sind (manchmal zu) doof.

Ein paar Beispiele, wie zielgruppenorientiert und aggressiv Coca-Cola wirbt - mit Frendschaft in Indien, Youtubern in Polen, Bruderliebe in spanischsprachigen Ländern und personalisierten Flaschen in den USA, kann man hier besichtigen.

Vielleicht denkt Ihr ja mal dran, wenn bei irgendeinem (vornehmlich Sport-)Event wieder die Bandenwerbung von Coca-Dola aufploppt! Dann hätten sich meine Erfahrungen ja gelohnt...

Coca-Cola ist nicht sportlich, nicht sexy, nicht hip - es fördert auch Bruderliebe, keine Freundschaften, kann aber krank machen. Der Gewinn liegt beim Konzern, der Schaden, die Kosten und letztendlich die Schuldzuweisung beim Konsumenten!

 

Nachtrag: 

Nicht jede Krankenkasse bezahlt die Kosten für Kalium- und Magnesium-Präparate.