Auch das linke, aktionsorientierte, antifaschistische britische Portal "Hope not Hate" ist erfreut und überrascht über das, was die Deutschen in der Flüchtlingskrise an Einsatz gezeigt haben und stellt das der sehr mageren Antwort aller Ebenen der britischen Politik gegenüber.
Herausgeber Graeme Atkinson meint, es sei für die Briten, insbesondere für die Politik, "Zeit, Deutsch zu lernen".
Zeit, deutsch zu lernen?
Grame Atkinson in der September/Oktober-Printausgabe des Magazins "Hope not Hate".
Die deutsche Antwort auf die enorme humanitäre Krise, die durch die Massenflucht aus den Kriegsgebieten Syrien, Irak und Libyen ist die aufgeklärteste und vielleicht auch die erstaunlichste von allen Staaten der Europäischen Union.
Als die Krise im September zu entgleisen drohte, bewegten sich Angela Merkel und ihre CDU-SPD-Koalition schnell dazu, Deutschlands Türen für die Wellen von Flüchtlingen zu öffnen, die den erschöpfenden und gefährlichen Treck hinter sich haben – einige lebensgefährlich über das Meer, über die Türkei, die griechischen Inseln und Zentralgriechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich.
Ende August hatten einhunderttausend Männer, Frauen und Kinder Zuflucht in Deutschland gefunden, dessen Regierung sich darauf einrichtet, bis zum Jahresende weitere 700.000 Menschen aufzunehmen.
Bundeskanzlerin Merkel sprach deutlich die Position ihrer Regierung aus: „Als wirtschaftlich starkes Land haben wir die Stärke, zu tun, was nötig ist.“
Das war ein Signal, das die riesige Anzahl von einfachen deutschen Bürgern überhaupt nicht erst hören mussten, um die Flüchtlinge zu begrüßen, zu applaudieren, sie willkommen zu heißen und kollossale materielle Solidarität in Gestalt von Lebensmitteln, Kleidern, Kinderspielzeug und Spenden für Wohlfahrtsorganisationen zu üben.
Diese volkstümliche Massenantwort war Lichtjahre entfernt von den dunklen Tagen in den neunziger Jahren, als die Gegenwart von Flüchtlingen und Einwanderern durch viel öffentliche Feindseligkeit und überschießenden Terror der Nazis, die Brand und Mord mit sich brachten.
Zu dieser Zeit hatten auch die Medien noch eine andere, sicherlich weniger weltoffene Weltsicht und vieles der feindlichen Stimmung gegenüber den Asylbewerbern wurde von dem endlosen ausländerfeindlichen Kreischen von Deutschlands meistverkaufter Zeitung, BILD.
BILD positioniert sich für die Flüchtlinge
Damals hat BILD vier Millionen Exemplare verkauft und war das Sprachrohr und Meinungsführer für alles, was in der deutschen Gesellschaft rückwärtsgewandt ist: Law-and-Order, feindselig gegenüber Linken, xenophob, sensationalistisch und grenzwertig pornographisch. BILD ließ die SUN aussehen wie die Kirchenzeitung.
Heute ist die bezahlte Auflage auf 2,5 Millionen gefalllen, doch BILD ist immer noch einflussreich. Seine Position hat sich ebenfalls geändert, zumindest gegenüber den Flüchtlingen, wie die Titelseite am 29. August zeigte, auf der man zwei Flüchtlingskinder sehen konnte, und die Schlagzeile: "Wir helfen".
Niemand, der klar im Kopf ist, würde sagen, daß BILD sich grundlegend ändern wird, doch der Kontrast zum gehässigen, bösartigen mit rassistischen Untertönen gespickten Titel des Daily Express vom
gleichen Tag ist deutlich spürbar.
Seit dem 29. August setzt sich BILD ausgedehnt und wirksam dafür ein, Spenden zur Unterstützung der Flüchtlinge zu sammeln und verdient dafür unser Lob. Die Position von BILD spiegelt die enorme
Unterstützung der Gesellschaft für die Geflüchteten wider.
Gegen die Flüchtlinge sind Rechte, Faschisten und Antideutsche
Dagegen sind nur Rechtskonservative, offene Faschisten und das triste Element der deutschen Linken, das sich normalerweise nicht die Hände schmutzig macht, Massenaktionen übelnimmt und fast schon
bereit ist, die Bewegung hinter den Flüchtlingen zum Scheitern zu bringen, um wieder zu ihrem Ursprungsverdacht zurückzukehren, daß alle Deutschen in Wahrheit muftimässige Massenmörder
sind.
Die entsetzliche Zwangslage der Geflüchteten hat in der deutschen Gesellschaft einen Nerv getroffen. In einer Umfrage für die deutsche, öffentlich-rechtliche ARD sagten 88%, sie
würden Flüchtlingen Geld oder Kleider spenden oder hätten das bereits gemacht, während 67% angaben, ehrenamtlich helfen zu wollen. Nur 33% der Befragten sagten,
Deutschland solle weniger Flüchtlinge aufnehmen.
Die geschwächte deutsche Faschistenszene macht ihrer Wut Luft und greift zu dem, was sie am besten kann: Gewalt - und fackelt Flüchtlingszentren ab in dem verzweifelten Versuch, sowohl die Flüchtlinge als auch ihre Unterstützer*innen einzuschüchtern. Ermordet wurde bislang niemand. Noch nicht.
Echte Antifaschisten wurden zur Speerspitze
Echte Antifaschisten wurden zur Speerspitze und sie begrüßten die Art und Weise, wie sich Polizei, Bahnarbeiter und Fußballfans, unter zahllosen Anderen, das Thema zu Herzen nahmen und in einer
Weise handelten, die das reiche deutsche Wort "solidarisch" mit Leben erfüllt, doch von erbärmlichen Bedenkenträgern als "Willkommenskultur" verunglimpft.
Es waren die Fußballfans, die ...
Es waren in der Tat die Fußballfans, die die Bewegung mit dem Zeigen von riesigen Bannern in den Stadien einiger deutscher
Spitzenvereine wie Borussia Dortmund und Bayern München auslösten. Bayern München spendete wie Real Madrid eine Million Dollar für Flüchtlingsprojekte.
Sie alle sind Teil der stabilen 60% der Deutschen, die die Aufnahme von Flüchtlingen unterstützen. Die
schrecklichen Bilder des ertrunkenen kleinen Aylan Kurdi haben die Anstrengungen nur noch befeuert. BILD musste diese Bilder nach Protesten zurückziehen.
Der lächerliche Vergleich Deutschland - Großbritannien
Der Vergleich zwischen der Antwort der britischen Regierung auf die Krise mit Deutschland ist lächerlich. Betreiben Sie mal etwas Mathematik: Deutschland hat bis jetzt 100.000
Flüchtlinge aufgenommen. Das Großbritannien von Cameron, Osborne, Daily Express und Daily Mail bis jetzt: 280!
Und in Zukunft: Deutschland wird in diesem Jahr insgesamt 800.000 Flüchtlinge aufnehmen - alle in diesem Jahr.Das Vereinigte Königreich wird in den
kommenden fünf Jahren, abgesichert durch eine Menge von Vorbehalten, von "wenn" und "aber" - nur 20.000.
Unterstützt wird das von einem britischen Medium - das Radio 5 Live ist ein Haupttäter - der in Deutschland, Österreich, Serbien und Griechenland negative Geschichten zusammenkratzt, die die
geschmacklose Politik der Cameron und Osborne abpolstern. Wessen Agenda arbeiten diese Medien zu?
Ach ja, und wo war denn übrigens Labour bis Anfang September?
Vielleicht ist es einfach an der Zeit, daß wir alle anfangen, "Deutsch zu lernen" ...