Glaubens- und Propagandakrieg um die Weihnachtsgans als solche...

Ich bemühe mich seit etwas mehr als 3 Jahren, vegan zu leben. Das klappt nicht immer, aber immer öfter.

Was dabei allerdings nervt: die Debatte über das Eßverhalten wird von Vielen offenbar mit einem Glaubenskrieg verwech- selt. Gerade ist sie wieder hochgeploppt, weil der Manager einer aus meiner Sicht mittlerweile ziemlich abgesagten Hiphop-Band, der Fantastischen Vier, versucht, den Entertainer Frank Zander anzuzählen, der seit 22 Jahren, wesentlich auf eigene Kosten, Weihnachten für bis zu 3000 Obdachlose ein Gänseessen veranstaltet und sich offenbar auch sonst für Obdachlose engagiert, was bereits mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt wurde. Manager Lasker hat nichts dergleichen aufzuweisen, aber eine Meinung dazu.

 

Es hat längst Kreise gezogen

Zunächst mal hier ein Videoschnitt der Veranstaltung im vergangenen Jahr. Es gibt nicht nur den beanstandeten Gänsebraten, sondern auch Geschenke und die Möglichkeit zu einem Friseurbesuch, Tanz und Unterhaltung. Und bedient wird man von Prominenten wie z. B. Gregor Gysi, Heinz Buschkowsky, Journalist*innen; Sänger*innen und Schauspieler*innen. Frank Zander ist auch ausserhalb dieser Weihnachsfeiern aktiv. So berichtet er auf der Website www.obdachlosenfest.de:

Zum Fest der Demokratie im Juli 2004 spricht Zander den gerade frisch gewählten, neuen Bundespräsidenten an und bittet ihn bei der Verteilung der Essensreste behilflich zu sein – der sagt spontan zu! Am darauffolgenden Tag fahren dann Horst Köhler und Frank Zander gemeinsam zur Bahnhofsmission am Zoo und verteilen zum Erstaunen der Obdachlosen die Suppe vom Fest der Demokratie.

Noch hat niemand nachgefragt, ob die denn auch vegan war...

 

Und jetzt gibt es Kritik ...

... von Andreas "Bär" Läsker. WTF? Wer ist das? Erklärt er in diesem Video. Muslikmanager von so epochalen Bands wie den in Stuttgart und Umgebung vor 20 Jahren mal weltberühmten Fanta(stischen) Vier, die er, so Wikipedia seit 1989 betreut. Und der hat auf Facebook Frank Zander heftig die Meinung gegeigt, weil der tote Tiere serviert - anstatt Mandelpudding mit Zimt. Leider muß ich mich auf das verlassen, was die BILD und diverse Facebooker sowie der Kolumnist Micky Beisenherz schreiben, denn auf fb habe  ich den Post nicht gefunden. Lasker wird mit den Worten zitiert:

„Ganz toll, Herr Zander. Das bedeutet, viele hundert Gänse mussten ihr Leben lassen. Aber jetzt ist er wieder ein Held. Die Obdachlosen hätten sich auch über vegane Buletten mit dunkler Soße, Rotkohl und Kartoffelknödel gefreut. Und über einen Mandelmilch-Zimtpudding hinterher. Und kein Tier hätte sterben müssen.“

 

Ja, genau. Und das hätte man ja wohl 3.000 Bedürftigen und ihren Familien erklären können, oder so. Mandelpudding ist voll lecker, besonders, wenn mit chemisch bearbeitetem Stevia gesüßt, "dunkle Soße lässt mich verd**** an "Grundsoße braun" denken, ein Großküchenprodukt, mit dem man alles, was man damit überschüttet, gleichzeitig ersäuft. Geht auch vegan, mit sehr viel Chemie... Der Kolumnist Micky Beisenherz schreibt im "stern" dazu:

Das muss man ja erstmal schaffen: Die Bilder zu sehen, wie Frank Zander (zum 22. Mal bereits) 3000 abgerissenen, durchgefrorenen Obdachlosen bis zur Sehnenscheidenentzündung Weihnachtsgänse mit Klößen serviert - und das erste, was einem dabei in den Sinn kommt ist: "So ein Arschloch! Kredenzt da tote Tiere statt veganer Buletten! Dem geige ich jetzt bei Facebook die Meinung!"

Sitzt da als Tofuwurst faul und bräsig in irgendeinem Hipster-Loft, nachdem er gerade mit dem Q8 vom Bio-Markt gekommen ist und gibt vom Sofa dem rührigen Mittsiebziger kostbare Instruktionen, wie das mit der tierbefreiten Nächstenliebe denn gefälligst zu laufen habe. Die Nerven muss man haben.

Klar, man könnte theoretisch auch selbst den teigigen Arsch hochkriegen und helfen, aber hey: Der moralische Stellungskrieg wird heutzutage ja von der Tastatur aus geführt. Facebook ist 'ne bequeme Kanzel. Und draußen is' kalt.

 

Geht es um die Gänse oder geht es um Publicity?

Lasker kommt bei allen, die sich damit beschäftigen, als rveg (Radikal-Veganer), oder, wie Beisenherz schreibt, als "Soja-Salafist" rüber. Und es gibt ja nicht wenige, die mit ihrem Veganismus auf einer Mission sind. Der Verfasser einer "Laufkolumne" in der Welt spricht gar von "peinlicher Bösartigkeit", oh ja...

Allerdings hatten Andere schon früher einen ganz anderen Verdacht: daß der Radikal-Veganismus doch einiges mit Publicity zu tun hat. Die "Fantastischen Vier" gehen nämlich wieder auf Tournee, zwar nicht in den größten Hallen, aber auch da wollen ja die Karten verkauft werden.

Tja, und die "vegane Fast-Food-Kette, Xond", ist bislang nicht über ihre Anfang 2016 eröffnetes erstes und einziges Restaurant hinausgekommen. Und da stürmen die Bewertungen nicht eben den Himmel: 3,5 von fünf möglichen Punkten bei Tripadvisor, 3,0 bei Google und 3,24 bei veggie4life.

 

Honi soit qui mal y pense ... Das es bei der "Kritik" um Gänse oder Obachlose ging, kann ich nicht so recht glauben.