Pawlik Morosow, Kindersoldaten und das Ermittlungskomitee

Während so mancher LINKE, Linke und Friedensbewegte bei 17-jährigen Bundeswehrsoldaten Schnappatmung bekommt, werden in Russland und der annektierten Krim sowjetische Traditionen schon für Kleinkinder reanimiert, ganz im Geiste des sowjetischen Kults um Pawlik Morosow.  Pawlik Morosow hatte angeblich seinen Vater - einen reichen Bauern - 1932 wegen des Versteckens von Getreide angezeigt und sei daraufhin von den eigenen Verwandten ermordet worden. Die Verwandten wurden in einem Schauprozess verurteilt und hingerichtet. 

Die Geschichte diente dazu, die Kollektivierung zu rechtfertigen und die, die sich dagegen wehrten, als Kulaken zu diskreditieren und zu verfolgen. In der Sowjetunion diente er als Vorbild, mittlerweile wird die ganze Geschichte auch in Russland angezweifelt. Jetzt scheint sein Geist wiederbelebt zu werden. Darüber berichtet Halya Coynash von der Charkiwer Gruppe zum Schutz der Menschenrechte. Ich danke für die Erlaubnis zur Übersetzung.

Russland unter Putin - kleines Mädchen schwört feierlich, die eigene Mutter zu verfolgen, falls nötig

Am 1. September, zu Beginn des neuen Schuljahres für zukünftige "Ermittler", gab ein kleines Mädchen Alexander Bastrykin, dem Vorsitzenden des "Ermittlungskomitees", das feierliche Versprechen, sie werde, wenn notwendig, ihre eigene Mutter anzeigen.

Bastrykin beantwortete das,, indem er sie umarmte und ihre Hand küsste, während kleine Jungs, kaum älter als Diana, versprachen, sicherzustellen, daß sie sich bei den "Ermittlern" einreihen werde, sobald sie den Kindergarten beendet habe. 

Batrykin ernannte später alle Kinder zu "Ehrenkadetten" der Akademie des Entwicklungskomitees. Er sagtee, daß, für viele dieser jungen Menschen, an diesem Tag ein langer und komplexer Weg beginne, auf dem sie die riesige Menge von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten sammelten, die ein Offizier des Ermittlungskomitees benötige.

Es ist unwahrscheinlich, daß die kleine Diana genau verstanden hat, welche Verse man ihr beigebracht hat, in denen sie zuerst erzählt, sie könne Geheimnisse bewahren und dann, wie sie ihre Mutter dazu bringen werde, zu antworten, falls das verlangt werde.

Jemand muß aber auf die Idee gekommen sein, und endschieden haben, daß das ein für ein kleines Kind passender Vers zum Auswendiglernen sei.

 

Kinder als Sprachrohre und Propagandaopfer

Dieser Vers muss unvermeidlich Assoziationen mit Pawlik Morosov, den 13-jährigen Bengel, der, nach der Sowjet-Legende, ein solch guter Kommunist war, daß er 1932 seinen eigenen Vater denunzierte. Danach sei er von seinen Verwandten umgebracht worden. Das habe ihn zu einem offiziellen Märtyrer gemacht.

Das ist nicht der erste derartige Vers, der anzeigt, wo Russland in den siebzehn Jahren hingekommen ist, in denen Wladimir Putin zum ersten Mail Präsident wurde. Anlässlich eines Konzerts am 23. Februar, dem Tag der Vaterlandsverteidiger, rezitierte ein junges Mitglied von Putins "Jugendarmee" ein Gedicht, in dem es heißt, "ich würde Deutsch einfach deshalb lernen, weil Putin Deutsch spricht."

Bildnachweis: nicht bestimmbar. 36 Internetquellen.

Die schlimmste Militarisierung von Kindern kann man auf der Krim seit der russischen Invasion und Annexion statt. Während der offiziellen russischen Feierlichkeiten, gab es eine Choreograpie, in der Mädchen sangen:"Mein Land, mein Schicksal, mein Traum, mein Krieg".

Auf diesen Punkt stürmten andere Kinder die Bühne und schwangen nachgemachte Maschinengewehre, und auf dem Höhepunkt paradierten die Mädchen anscheinend mit russischen Flaggen.

In einem anderen Stück tanzen junge Mädchen um eine Statue herum und blöken ein einstimmiges "Danke!".

Bildnachweis: Krymrealij. Filmstill aus einem am 18. März 2017 in Sewastopol aufgenommenen Video.

 

Kein ehrenwerter Ruf

Die Propaganda, die das Ereignis am 1. September begleitet hat, erscheint besonders unpassend, wenn man die Natur von vielen der "Ermittlungen" betrachtet, die Bastrykins "Ermittlungskomitee" seit Anfang 2014 durchgeführt hat.Im September 2015 gab Bastrykin einer offiziellen russischen Zeitung ein Interview, in dem er einige Behauptungen über den damaligen ukrainischen Premierminister Jazenjuk und andere ukrainische Politiker aufstellte. Sie hätten 20 Jahre zuvor in Tschetschenien gekämpft uind fürchtbare Grausamkeiten verübt.Es stellte sich heraus, daß diese Anschuldigungen, die dazu führten, daß Russland später ernsthaft versuchte, dafür eine "Interpol Red Notice", also Ersuchen auf Aufenthaltsbestimmung und Festnahme, beantragt hat, sich auf die "Bekenntnisse" dreier Ukrainer stützte:

"Geständnisse" erfoltert und erfunden

Oleksandr Malofejew, der bereits eine 23-Jahres Strafe in einem russischen Gefängnis verbüßt, konnte ganz einfach damit erpresst werden. daß man drohte, ihm lebenswichtige Medikamente abzunehmen. Die beiden anderen Männer – Stanislav Klykh und Mykola Karpyuk – wurden faktisch entführt und für 10 bis 18 Monate vollkommen isoliert. Beide zogen ihre Aussagen zurück, als sie letztendlich Zugang zu regulären Anwälten bekamen und ihre Anträge sind bereits beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Da steht nicht nur Aussage gegen Aussage. Das renommierte Menschenrechtszentrum "Memorial" analysierte dieses Urteil und kam zu dem Schluss, daß es über keinerlei Faktenbasis verfüge. Die einzig mögliche Erklärung, warum die beiden Männer sich abscheulicher Verbrechen bezichtigten und sagten, daß Jazenjuk und andere Komplizen seien, sei, daß sie unerträglicher Folter unterworfen wurden.Es ist nicht vorstellbar, daß Bastrykin davon keine Kenntnis hat - in einem grotesken Verfahren wurde Karpyuk zu zweiundzwanzigeinhalb und Klykh zu 20 Jahren Haft verurteilt.

 

Politische Prozesse gegen Ukrainer Teil der russischen Propagandaoffensive

Politisch motivierte Prozesse gegen Ukrainer sind Teil der russischen Propagandaoffensive gegen die Ukraine, und sowohl Ermittlungskomitee als auch FSB arbeiten beide mit den staatlich kontrollierten Medien zusammen. Viele "Bekenntnisse" wurden breit im Fernsehen ausgestrahlt. Ein solches "Bekenntnis" grässlicher Verbrechen legte Sergej Litwinow ab, ein Rinderhirte aus dem Lugansker Oblast.Es ist dem verstorbenen Viktor Parshutkin und anderen Menschenrechtsaktivisten zu danken, daß bewiesen werden konnte, daß die Frauen und Kinder, die Litiwnow gestand, vergewaltigt zu haben, niemals existierten und sogar die Adressen erfunden waren.

Das Ermittlungskomitee, das Litwinow mehr als ein Jahr festgehalten hatte, hatte nicht die Absicht, ihn freizulassen. Es kam mit einer Story an, die ebenfalls maßlos unplausibel war und verurteilte ihn zu achteinhalb Jahren  (Details hier).

Die Liste nur der ukrainischen Opfer solcher "Ermittlungen" ist lang, und obwohl weniger offen politisch, weist nichts darauf hin, daß die Methoden, die die "Ermittler" gegen Russen anwenden, besser sind.

Und für eine solche Organisation rekrutiert man schon heute Kinder wie die kleine Diana und ihre Spielkameraden.