Ilhan Omar: Flüchtlingsfrau mit Kopftuch ins Repräsentantenhaus gewählt

Auch, wenn die Ergebnisse der Midterms insgesamt so berauschend nicht waren, gab es doch einige "erste Male", die Hoffnung machen: der erste schwule Gouverneur, die ersten weiblichen Native Americans und - die erste Frau, die als Flüchtling ins Land kam, die erste Frau, die einen Hijab trägt. Sie wurde überwältigend mit 78,2% der Stimmen im 5. Wahlbezirk von Minnesota ins Repräsentantenhaus gewählt.
Das zeigt, daß in den USA immer noch Dinge von den Möglichkeiten her gedacht werden, wo man in Deutschland - aber nicht nur da - hauptsächlich Probleme sieht.

Ilhan Omar, deren Biografie in Englisch man hier nachlesen kann, hat eine beeindruckende Dankesrede geschrieben, der Verbreitung verdient. Deswegen habe ich sie übersetzt:

 

Die Dankesrede

Ich danke Euch sehr, daß Ihr mich als Eure nächste Vertreterin in den Kongress gewählt habt. Die Menschen werden über die vielen "ersten Male" hinter meinem Namen reden:

  • Die erste Frau 'of Colour" die Minnesota im Kongress vertritt,
  • Die erste Frau, die mit Kopftuch in den Kongress gewählt wurde,
  • Der erste Flüchtling, der in den Kongress gewählt wurde.,
  • Eine der ersten Musliminnen, die in den Kongress gewählt wurde. Diesen Titel teile ich mir mit meiner wunderbaren Schwester aus Michigan, Rachida Tlalib.

Doch ich habe niemals kandidiert, um eine "Erste" zu sein. Ich habe kandidiert, weil ich, als ich in dieses Land kam, ein Versprechen gehört habe: das Versprechen auf Leben, Freiheit und für das Recht, nach Glück zu streben. Wenn ich mich in diesem Wahlbezirk umsehe, sehe ich zu viele Menschen, die die Fülle des amerikanischen Versprechens niemals kennengelernt haben.Dieses Land gilt als das Land, in dem die Menschen die Mittel haben, die sie brauchen, um ein erfolgreiches Leben zu führen, aber...

Wenn ich mich in diesem Wahlbezirk umsehe, sehe ich zu viele Menschen, die die Fülle des amerikanischen Versprechens niemals kennengelernt haben.

  • Den Ureinwohner*innen hat man Häuser versprochen, doch sie leben auf ihrem eigenen Land in Zelten wie Flüchtlinge.
  • Einwander*innen, denen man ein Land voller Möglichkeiten versprochen hat, werden zu oft mit Bigottterie und Hass konfrontiert.
  • Junge Menschen wie die Millenials, denen man den amerikanischen Traum versprochen hat, wenn sie nur fleissig genug studieren, müssen ihren Traum oft aufschieben.

Ich könnte nicht beiseiten stehen und zusehen, wie diese Versprechen unerfüllt bleiben. Mein Großvater lehrte mich, daß man Ungerechtigkeit bekämpfen muss, wenn man sie sieht. Du ergibst Dich nicht der Sorge, Du ergibst Dich nicht der Trauer, Du organisierst. Du baust auf, mit den Menschen um dich herum.

Ich wäre nicht hier ohne meine Leute: meine Familie, meinen Vater, meine Kinder Isra und Adnan und meinen Mann Ahmed: er ist mein bester Freund, mein Fels.

Meine andere Familie ist mein Wahlkampfteam - der Stab, die Praktikant*innen, die Freiwilligen - die in den letzten Monaten unendlich viel von sich und ihrer Zeit gegeben haben.

Ich wäre auch nicht hier ohne die Menschen im fünften Wahlbezirk, die mich gewählt haben, und die damit zum Ausdruck bringen: wir werden kämpfen.

  • Für unsere kühne, fortschrittliche Vision,
  • Für die arbeitenden Familien, um für sie den Lebensunterhalt zu sichern und sicherzustellen, daß sie in Gesundheit und Krankheit Zugang zu Gewerkschaften haben, denen wir den Rücken stärken.
  • Für Gesundheitsversorgung für alle.

Wir werden kämpfen für eine Erziehung auf Weltniveau. Wir werden kämpfen für die Abschaffung von ICE (United States Immigration and Customs Enforcement, eine dem Innenministerium unterstellte Polizei- und Zollbehörde, die in den USA Gegenstand erbitterter Kontroversen), sowie die Rechte der Frauen und LGBTQ schützen.

Und wir werden kämpfen, um die reine Wissenschaft zu benutzen und damit unsere Gesundheit zu schützen und gegen den Klimawandel zu kämpfen.

Ihr, die Menschen von Minnesota, seid der Polarstern, der unserer Nation den Weg zeigt. Ihr gebt nicht klein bei. Ihr werdet zu Eurem eigenen Versprechen.

Als an mich der Ruf erging, für den Kongress zu kandidieren, musste ich antworten. denn diese Zeit verlangte das. Es ist die Zeit , in der Rassismus und Weißer Suprematismus unsere bloße Existenz bedrohen, in der mein Status als Einwanderin,Schwarze, Muslima bedeutet, daß die gegenwärtige Regierung mich nicht als Amerikanerin sieht.

Wie Ihr mich kennt: ich werde mich dem Hass nicht beugen, ich werde nicht aus Angst zurückschrecken.

Ich werde fest bei Euch stehen, wenn wir kämpfen, um unsere Einwandererfamilien und Nachbarn zu beschützen, unsere Kinder, unseren Planeten, unsere Gemeinschaften. Das ist mein Versprechen an Euch.

Unser Land ist kalt, doch die Menschen hier sind warmherzig. Das hat mir stets das Gefühl gegeben, Teil der Familie zu sein, weil die Menschen von Minnesota Einwander*innen nicht nur willkommen heißen, sondern sie nach Washington schicken.

Unsere schöne Reise enet nicht heute Nacht. Wir stehen Seite an Seite und kämpfen für unsere Demokratie. Wie müssen für unsere Rechtr kämpfen und für die Freiheiten, die wir wertschätzen.

Es liegt an uns, das Versprechen von Amerika zu erfüllen. Wir müssen arbeiten, um das Amerika zu schaffen, an das wir glauben, das Amerika, das wir verdienen.

 

Wir sind die, auf die wir gewartet haben!