AfD, Pegida & Co.: Mehr Ausgrenzung bitte! (2)

Das Ergebnis des Appeasements von Medien und Politik hat dazu geführt, daß man die AfD zunehmend als Partei wie jede andere, ein legitimer Teil des politischen Lebens wahrnimmt, und, daß ihre Anhänger*innen ihre menschenfeindlichen Ressentiments als legitime "Meinung" gewürdigt sehen /wollen. Und das klagen sie agressiv ein.
So auch auf meiner fb-Autorenseite, und auch dort wird verbal aufgerüstet. So, wie auch die vom  ARD- Magazin "Kontraste" dokumentierten unsäglichen Aussagen von Dresdner Pegida-Demonstranten. Darauf werde ich andernorts noch zurückkommen. Hier geht es ersteinmal um die Medienrepräsentanz dreier Frontfrauen der Rechtspopulisten - seien sie das aus eigenem Recht, wie Frauke Petry und Kathrin Oertel, oder als dekoratives Anhängsel eines Frontmannes, wie Philippa Strache.

 

Bildnachweis: oe24 - Frau Strache von hinten

Das Vorgehen der Rechten erinnert an das Konzept "Gramsci von rechts", nachdem man, so einst der italienische Marxist Antonio Gramsci, wenn man die Macht in einer Gesellschaft erringen wolle, erst die Diskurshoheit im kulturellen Überbau erobern müsse. Der rechte Vordenker Alain de Benoist hat es für die Neue Rechte aufgearbeitet. 

Erst jetzt fangen die ersten an, klare Kante zu zeigen: der Präsident von Eintracht Frankfurt, der Präsident des Evangelischen Kirchentags und der Arbeitersamariterbund haben sich klar positioniert. Doch die Sünden von Medien und Politik haben bereits einen großen Schaden gesetzt.

 

Hofberichterstattung

Die Berichterstattung über das rechte Personal ähnelt oft reiner Hofberichterstattung. Man erfährt, was man eigentlich nicht wissen will - meistens über das weibliche Personal oder die Anhängsel der Platzhirsche, wie hier Philippa Strache. Der Screenshot stammt aus dem Juli 2018, wenigstens eine Äusserung ist heute/heuer unfreiwillig komisch: "Urlaub auf Ibiza. Von der gemeinsamen Arbeit bei den Freiheitlichen (Philippa ist Social-Media-Managerin) gönnen sich die beiden auch heuer wieder eine Woche Urlaub auf Ibiza: „Natürlich mit den Kindern.“ - "Sexy Kleider" anstatt politischer Inhalte.

Unlängst wurde sie von Frauke Ludowig für "RTL-Exklusiv, das Starmagazin" interviewt. (Wer das Format nicht kennt: Yellowpress der leicht trashigen Art.
Was Frau Strache dort zum Besten gab, kann hier nachgelesen werden. Kurz zusammengefasst: zuerst war sie anscheinend irritiert und fand den Gatten "deppert", doch mittlerweile hat sie ihre eigene (Verschwörungs-)theorie:

>>Philippa Strache findet, dass ihr Mann "wie ein Opferlamm zur Schlachtbank geführt wurde." Es sei ganz klar darauf hingearbeitet worden, "ihn zu gewissen Aussagen zu drängen", sagt sie.

Sie kann sich sogar vorstellen, dass nachgeholfen wurde, um ihn zu seinen Äußerungen zu bringen. Womöglich habe man ihrem Mann Substanzen verabreicht...<< 

 

Menscheln mit Frauke Petry

Beliebtes Objekt von Homestories in Deutschland war,  nicht nur zu ihrer Zeit als aufsteigender Stern/Vorsitzende der AfD, Frauke Petry, von der wir alles erfahren haben, was wir nie wissen wollten. Für ihren ersten Mann, einen Pfarrer, habe sie auf der Orgel gespielt, sie sei eine gute Schülerin gewesen, von der einer ihrer damaligen Lehrer bereits zu Schulzeiten Großes erwartet habe, sie habe, während sie ihr - später insolvent gegangenes - Unternehmen aufgebaut habe, das jeweils aktuelle Kind im Büro gestillt. Sie galt als "das freundliche Gesicht der AfD. Wie Melanie Amman in ihrem letzen Buch berichtet, sei schon der Putsch von Frauke Petry gegen Bernd Lucke schon ein Putsch von rechts gewesen - wie überhaupt auch die Geschichte, daß die AfD zunächst eine Partei lediglich eurokritischer Professoren gewesen sei, nie gestimmt habe. Die AfD sei immer das gewesen, was sie auch heute ist.
Auch nach ihrem "Fall" ist sie sogar für öffentlich-rechtliche Sender interessant genug für eine neuerliche Homestory, die ich hier eingebunden habe:

 

 

Zunächst wird sie als Mutter Courage gezeichnet, die - dank Disziplin und Organisationstalent - eine große Patchworkfamilie, Gartenarbeit, zwei Mandate (sic!) in Bundestag und im Dresdner Landtag und die Betreuung ihres neuen, kleinen Parteichens managt - einschließlich Stillens vor aller Augen im neuen lokalen Büro - was natürlich die allgemeine Bewunderung antriggert: "wie schafft sie da bloß..."Es plätschert alles ganz nett vor sich hin. Sie erzählt, daß ein offenes Haus, in dem man sich alle gemeinsam an einen Tisch setzt und redet, für sie sehr wichtig sei. Wenn sie in Berlin sei, brächten die älteren Kinder auch schon mal Freunde mit, die dann auch im Haus übernachteten. Als der Interviewer ansprach (27'42), daß dieses offene Haus ja im Gegensatz zu ihrer scharfen Abgrenzung gegenüber Flüchtlingen stünde, kam die entlarvende Antwort: die Freunde ihrer Kinder "bedienen sich ja auch nicht am Einkaufsportemonnaie"... Von solchen Äusserungen führt meiner Meinung ein gerader Weg zu den jüngsten, von Kontraste dokumentierten Äußerungen von Pegida-Demonstranten in Dresden.

Sie ist noch ganz die alte. Mehr muß man wirklich nicht wissen.

 

Nochmal Kathrin Oertel

Kathrin Oertel, ex-Pegida-Frontfrau war auch mal schwer angesagt. Legendär ist ihr Auftritt bei Günther Jauch. Sie kriegte keinen geraden Satz raus, aber er hat sie, hm, unterstützt - und natürlich waren auch die anwesenden Herren, Gauland, Thierse und Spahn, sehr rücksichtsvoll. Nur mal zur Erinnerung: sie war damals im "Orga-Team" mit Lutz Bachmann, der sich  wegen Volksverhetzung verantworten musste und hat versucht, Nebelkerzen zu werfen -  "Viehzeug‘, ‚Dreckspack‘ und ‚Gelumpe‘ weisen wir (Pegida) aus Schärfste zurück"- letztendlich wurde Bachmann wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 9.600 Euro verurteilt.

Über Oertels Auftritt hierhier, und hier. Und der Focus schreibt dazu: - "Den besten Job machten die Polit-Profis Spahn und Thierse: Sie luden die Demonstranten mehrfach zum Dialog ein und nahmen der Pegida damit den Wind aus den Segeln." 

Nein, sie machten nicht "den besten Job", sie lieferten die bislang vermisste Augenhöhe. hat "Reden" seitdem geholfen? Doch wohl eher nicht...

Auch ZDF-Talkfrau Maybritt Illner mochte auf Oertel nicht verzichten. Im Januar bei Jauch, im Mai bei Illner zum Thema: "Wutbürger, Parteien, Populisten - Wer spricht für das Volk?" vom 21.05.2015. Das ist also eine Frage? Und wer oder was ist bitte das Volk? Wer sich die Sendung noch mal antun will, hier lang.

Und nachdem sie bei Pegida ausgestiegen ist, kämpft sie jetzt anscheinend gegen die, hm, Weltverschwörung. Bilderberger, you know? Dafür nimmt frau auch gerne mal eine Regenbogenflagge in die Hand. Was die Rechte der LGBTQI mit den Bilderbergern zu tun haben, erschließt sich mir nicht ganz, aber egal. Da ist der Besuch bei Walter Hermann von der berüchtigten Kölner Klagemauer schon eindeutiger. Ansonsten ist Oertel querfrontig unterwegs, gerne auch mit St.-Georgs-Band, ist aber ansonsten ziemlich abgesagt. Eine Information bliebe allerdings nachzutragen: Ex-Ehemann Frank Oertel arbeitet nach Informationen von "SZ Online" beim Landeskriminalamt Sachsen in der Spezialabteilung extremistischer Islamismus.

 

Bewertung

An der medialen Berichterstattung über die drei Damen habe ich, so denke ich, zeigen können, daß auch Boulevard politisch ist, und auch das einfache Platzieren in einer Talkshow zwecks Reden nicht harmlos. Die Homestories dienen sozusagen als Tragersubstanz über die das Gift mit durchrutscht. Seien es die Verschwörungstheorien von Philippa Strache, sei es das Einkaufsportemonnaie von Frauke Petry, sei es die Regenbogenfahne von Kathrin Oertel. Die Besuche von Dunja Hayali bei den Pegida-Demonstranten habe ich bereits im ersten Teil thematisiert. Ich hoffe, daß unsere Medien das endlich begreifen.

Wird fortgesetzt.